450 Zuschauer sahen guten Boxsport
Das Haus der Begegnung war bis auf den letzten Platz gefüllt. Trotz der kurzfristigen Absage der Oberligaboxer des MBR Hamm (aufgrund dreier erkältungsbedingter Ausfälle wurde die Fahrt auch mit den verbliebenen Boxer des Märkischen Boxrings gar nicht erst angetreten), die die drei Marburger Spitzenboxer Raymund Meilinger, Erich Lang und Issa Karimi zum Zuschauen verurteilten, wurde ein attraktives Boxprogramm präsentiert.
Kampf 1.: Der Auftakt machten zwei Landesmeister der Schülerklasse. Der Hessenbeste der 32-kg-Klasse, der im Richtsberg-Boxcamp trainierende Marburger Viktor Kolvik, traf auf den Rheinland-Pfalzmeister Stefan Becker aus Alzey. Beide erst 12 Jahre alten Schüler hatten schon reichlich Boxerfahrung von jeweils über 20 Kämpfen vorzuweisen und zeigten taktisch kluges Boxen. Da beide defensivorientierten Faustkampf bevorzugen, versuchte ein jeder den anderen zu provozieren und zum Angriff heraus zu locken. Erfolgte dieser, konnte jeweils mit Meidbewegung und geraden Gegenstößen sehenswert gepunktet werden. Das gerechte Unentschieden am Ende entsprach dem Kampfverlauf.
Kampf 2: Die Hamburger Boxer und Boxerinnen kommen immer wieder gerne ins Marburger Land. Diesmal waren sie zwar nur mit einem Boxer der Kadetten-Altersklasse vertreten, aber der 13jährige Hagen Hamel konnte ebenfalls gute Fechtkunst mit den Fäusten demonstrieren, welches die Zuschauer mit reichlich Beifall belohnten. Hamel erhielt den knappen Punktsieg und den von der Stadt Neustadt gestifteten Pokal für den besten Nachwuchsathleten. Ihm in nichts nach stand aber der Kasseler Kontrahent Jan Gusser vom dortigen KSV. Gusser war am Ende unglücklicher und knappster Verlierer. Viele sachverständige Zuschauer hatten ihn sogar vorne gesehen.
Kampf 3.: Auch der folgende erste Boxkampf des weiblichen Geschlechts an diesem Neustädter Boxabend sah am Ende eine mehr als knappe Siegerin. Leidtragende war die Marburgerin Regina Sage, die gegen die starke Juniorin Larisa Mischanin vom BC Alzey aber die Punktniederlage akzeptierte. Dazu ist Regina Sage schon zu lange im Gefecht, um sich hier aufgrund eines doch knappen Urteils, nicht unnötig aufzuregen.
So ist nun mal der Boxsport. Das Urteil zeigte aber auch, dass im Marburger Land nicht automatisch der heimische Boxer/die heimische Boxerin einen Punktbonus besitzt.
Kampf 4: In einem weiteren Gefecht zweier Landesmeister der Kadetten-Altersklasse wurde bereits hochklassigen Boxsport zweier 14jähriger Athleten geboten. Der Kasseler Stanislaw Fischer wurde am Ende zum einstimmigen Punktsieger über den Pfälzer Artur Ziesmann gekürt.
Kampf 5: Lilia Pfeifer vom BC Alzey ist frisch gebackene Deutsche Vizemeister der Jugend 19 und akzeptierte in Neustadt den Sprung in die höhere Gewichtsklasse, um die Marburgerin Martina Labes boxen zu können. Doch Pfeifer konnte den Gewichtsunterschied nicht mit boxerischer Klasse wettmachen und stand gegen eine stark auftretende Marburger Jurastudentin auf verlorenem Posten. Dennoch gebührt der Pfälzerin ein hohes Lob, denn sie stand alle drei Runden tapfer durch und erhielt am Ende den Pokal für die Beste Technikerin, während sich Punktsiegerin Labes den Pokal für die Beste Boxerin sicherte.
Kampf 6.: Der aus Mücke stammende Manuel Wagner hat schon anderweitige Kampfsporterfahrung sammeln können und startete in seinem ersten Boxkampf gleich gegen den Thüringer Steven Wasilewski, der bereits über 40 Kämpfe in seinem Startausweis zu verzeichnen hatte. Wagner bot einen starken Kampf. Das verständlicherweise noch fehlende Timing hinderte den neuen I.BC-Boxer aber gleich am ersten erfolgreichen Ringauftritt. Wasilewski verstand es auf dem Rückwärtsgang viele Angriffe auszuweichen und entsprechend zu kontern. Der Nordhäuser gewann knapp nach Punkten.
Kampf 7.: Waldemar Adler, der Deutsche Vizemeister der U19-Jugend, akzeptierte den in der Männerklasse boxenden Nordhäuser Christian Becker. Doch der im Kader des 2.Bundesligisten stehende Thüringer besass nicht die Spur einer Chance. Adler möchte sich auch für die Liga empfehlen und nutzte an diesem Abend jede sich bietende Chance. Nach zweimaligen harten geraden Treffern wurde Becker angezählt und noch gegen Ende der ersten Runde schützend aus dem Ring genommen. Der Marburger erhielt am Ende den Pokal für den Besten Techniker.
Kampf 8.: Nach der Pause gab es einen guten Frauen-Weltergewichtskampf zwischen der Nordhäuserin Kristin Ungefroren und der Fuldaerin Daniela Horn, der am Ende gerecht Unentschieden gewertet wurde. Die Fuldaerin nutzt ihren häufigen beruflichen Aufenthalt in Marburg zum regelmäßigen Training im Boxcamp am Richtsberg und konnte die favorisierte Deutsche Kickboxmeisterin aus Thüringen mit ihrem starken Auftritt überraschen.
Kampf 9.: Der Alzeyer Marcel Wein startete im Männer-Mittelgewicht und besiegte einen Kaderboxer des NSV Nordhausen, der in der 2.Bundesliga startet, nach abwartender erster Runde, im Mitteldurchgang durch Ringrichterabbruch. Der Pfälzer hatte kürzlich erst gegen den Marburger Raymund Meilinger bei den Südwestdeutschen Meisterschaften klar verloren. Für den heimischen DM-Fünften aus Wehrda war an diesem Tag keiner bereit in den Ring zu steigen. Für ihn sollte ja leider vergebens- ein Boxer des Oberligisten Hamm anreisen.
Kampf 10.: Der Rüsselsheimer Dündar Yildiz kommt gerne nach Marburg und startete schon öfter für den I.BC (wir berichteten!). In Neustadt traf er in einem Revanchekampf auf dem Alzeyer Hocine Razine, gegen den er schon einmal umstritten nach Punkten verloren hatte. Diesmal wollte Yildiz die Sache umkehren und ging in den ersten beiden Runden mit guten Halbdistanzaktionen in Führung. In der Schlussrunde half dem Pfälzer eine Energieleistung und nachlassende Kondition des Rüsselsheimers zum Remis-Urteil.
Kampf 11.: Im Hauptkampf der Boxnacht traf Lokalmatador Marc-Lucas Weber auf einen ebensolchen Drittplazierten der diesjährigen Hessenmeisterschaften. Andreas Retschke hatte ebenfalls wie Weber im September erst im Halbfinale der HM verloren und wurde 3.
In Neustadt sollte nun ausgeboxt werden, wer der Bessere der beiden Bronzemedaillengewinner ist.
Eigentlich hätte der Lokalmatador wegen einer gerade erst überstandenen schweren Grippe nicht geboxt. Aber um in Neustadt boxen zu können tat der Marburger Student alles, um rechtzeitig wieder auf den Beinen zu sein. Stürmisch angefeuert brachte dem sichtlich geschwächten Weber ein starker Auftritt im Mitteldurchgang, in dem Retschke nach genauen Treffern schützend angezählt werden musste, den zwar knappen, aber gerechten und stark umjubelten Punktsieg.
Kampf 12.: Im Schlusskampf im Schwergewicht akzeptierten die Marburger mit dem starken Fuldaer Vitalis Schnellbach einen aktuellen Hessen- und letztjährigen Südwestdeutschen Meister. Dennoch hatte der Giessener Jerome Speier keinen zu großen Respekt, um das Kampfgeschehen mithalten zu können. Gut gedeckt überstand er die Nahkampfserien des Osthessen, konterte mit gelegentlichen und genauen Führhandgeraden und überlies Schnellbach nur einen Punktsieg.
Das war ein doch, ob der Kürze der Vorbereitungszeit, noch alle zufriedenstellender Boxabend, der alle (Verantwortliche und Zuschauer) zu einer regelmäßigen Wiederholung animiert hat.
Bericht Ronald Leinbach