Nach den verletzungsbedingten Absagen der beiden Kasseler Boxer Evgenij Schidlowski und Stefan Dell trat der Landesverband Hessen mit einem dezimierten Team bei der U19 Jugend- DM in Straubing/ Bayern an.
In der Gewichtsklasse bis 56kg traf Ali Güncavdi (Boxclub Nordend Offenbach) im Viertelfinale gleich auf den haushohen Favoriten Theo Kreschlok (Junioren Weltmeister/ 85 Kämpfe) aus Berlin. Ali zeigte im erst 14. Kampf seiner Karriere die bislang beste Leistung und boxte gegen Kreschlok taktisch diszipliniert aus einer stabilen Doppeldeckung heraus. Nach Ende der ersten Runde lag der Offenbacher mit nur 2:1 Punkten im Rückstand, nach zwei weiteren umkämpften und ausgeglichenen Runden stand es dann 7:1 für den Berliner. Ein knapper Punktsieg von Kreschlok wäre am Ende absolut in Ordnung gegangen, das 7:1 Endergebnis und die Art wie in diesem Kampf gepunktet wurde war allerdings nicht akzeptabel. Trotzdem eine tolle Leistung von Ali Güncavdi, der als jüngerer Jahrgang bei der Jugend DM angetreten war und deshalb noch weitere Chancen auf eine DM- Teilnahme bekommen wird. Kreschlok errang später zum wiederholten Male den Deutschen Meistertitel und wurde als bester Techniker des Turniers ausgezeichnet.
In der Gewichtsklasse bis 69kg startete Özkan Karadogan von der TG Zeilsheim. Özkan hatte sich nach seinem Sieg bei der Südwestdeutschen Gruppenmeisterschaft zum zweiten Mal in seiner Laufbahn für eine DM qualifiziert. Auch er hatte Lospech und musste gleich im Viertelfinale gegen den späteren Deutschen Meister Tobias Funke (BW Könnern/ Sachsen- Anhalt/ 80 Kämpfe) boxen. Özkan bemühte sich Druck auf den Ausnahmetechniker Funke auszuüben, es gelang ihm aber zu selten den Kämpfer aus Sachsen- Anhalt zu stellen und klar zu treffen. Das Endergebnis lautete 9:2 für Funke.
Bei der DM wurde ab dem zweiten Wettkampftag eine neue AIBA- Software für die Punktmaschine der Kampfrichter eingesetzt. Wichtigste Neuerung: Die Punktrichter müssen nicht mehr innerhalb einer Sekunde gemeinsam einen Treffer per Knopfdruck werten (bisher mussten dies drei von
fünf Punktrichtern gemeinsam tun), sondern jeder Punktrichter punktet für sich selbst unabhängig von den anderen Kollegen - am Ende wird dann der Durchschnitt errechnet. Dies führte erfreulicherweise zu realistischeren/ höheren Endergebnissen, die für den Betrachter außerhalb wieder besser nachzuvollziehen waren. Gut war auch, dass man auf zwei großen Bildschirmen über die Zwischenstände informiert wurde und man am Ende genau sehen konnte, welcher Punktrichter wie gepunktet hatte. Schlecht war allerdings, dass das neue System am zweiten Tag und somit mitten im Turnier neu eingesetzt wurde, ohne vorher Trainer/ Jugendwarte/ Kampfrichter über die genauen Modalitäten informiert zu haben. Leider wurden die beiden hessischen Kämpfer am ersten Tag noch nach dem alten System bewertet. Der hessische Kampfrichter Andreas Krämer hinterließ in Straubing wieder einen hervorragenden Eindruck, sowohl als Ringrichter, als auch an der Punktmaschine.
Peter Firner