Bericht U17

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Hessen- Boxer mit sensationeller Vorstellung bei der Deutschen U17- Junioren Meisterschaft in Berlin – 1x Gold, 1x Silber, 2x Bronze

Bei der in Berlin stattfindenden Deutschen U17 Junioren Meisterschaft übertrafen die hessischen Kaderboxer alle Erwartungen.

In der stark besetzten Gewichtsklasse bis 50kg startete der Marburger Alexander Graser als krasser Außenseiter in das Turnier. Alex, der beim fünftägigen Vorbereitungslehrgang in Offenbach hervorragende Leistungen gezeigt hatte, zog ein schweres Los und musste im Viertelfinale gleich gegen den späteren Vizemeister Stephan Nikitin (Württemberg, 49 Kämpfe) ran. Alex bestätigte seine Nominierung mit einer beherzten und taktisch disziplinierten Leistung. Er unterlag am Ende zwar mit 9:20 nach Punkten, enttäuschte aber keineswegs.

In der 52kg Gewichtsklasse hatten die Verantwortlichen dem Korbacher Nachwuchstalent Waldemar Maier von Beginn an Medaillenchancen zugetraut. Im Viertelfinale boxte Waldemar gegen den Württemberger Oliver Sapronov und siegte sicher mit 17:8 Punkten. Im Halbfinale am nächsten Tag wäre der Korbacher Favorit gegen einen Boxer vom Niederrhein gewesen, aber leider fiel der Hessen- Boxer wegen eines grippalen Infekts aus. So blieb Waldemar am Ende nur die Bronzemedaille, was angesichts der Konstellation schon etwas ärgerlich war.

In der stark besetzten 54kg Gewichtsklasse ging mit Abdulsamet Ekici ein weiterer hessischer Boxer als klarer Außenseiter ins Turnier. Auch er bekam es gleich mit einem absoluten Top- Mann im Viertelfinale zu tun: Slavojub Cajic (Württemberg, 34 Kämpfe, 26 Siege). Auch Abdulsamet zeigte eine Spitzenleistung und setzte seinen Kontrahenten unter Druck. Am Ende fehlte bei der 3:9 Punktniederlage noch etwas die Erfahrung/ das Timing um den starken Techniker aus Württemberg besiegen zu können. Auch hier ein klasse Kampf des hessischen Boxers!!!

Im 60kg Limit stieg Sebastian Wirtz aus Oberursel in den Ring. Auch Sebastian war nicht gerade vom Losglück verfolgt und musste im Viertelfinale gegen einen der DM- Mitfavoriten kämpfen: Byron Carrey (Württemberg, 39 Kämpfe, 28 Siege). Sebastian hielt sich konsequent an die taktische Marschroute seiner Ecke und schaffte am Ende die Sensation. Nach Punkten zurückliegend drehte er das Gefecht mit einer herausragenden kämpferischen Einstellung und konnte sehr zur Freude der hessischen Delegation am Ende mit 10:7 Punkten die Oberhand behalten. Im Halbfinale folgte dann eine weitere Klassleistung des jungen Oberurselers, der Thor Gunnar Bratek (Mecklenburg) überwiegend im Nahkampf mit 15:6 Punkten besiegen konnte. Im Finale wartete dann der Ausnahmetechniker Niels Morgel vom Niederrhein. Sebastian erzeugte erneut konsequent Druck und versuchte den größeren Morgel am Seil im Nahkampf zu stellen. In der zweiten Runde wurde der Kämpfer vom Niederrhein nach einem Schlaghagel sogar angezählt, Sebastian Wirtz lag vor der letzten Runde mit zwei Punkten vorne. In der ausgeglichenen letzten Runde entzog sich Morgel mehrere Male durch geschicktes Klammern/ Abdrehen in für ihn kritischen Situationen, wurde mehrfach ermahnt aber ungerechterweise niemals verwarnt. Am Ende verlor Sebastian den Kampf haudünn mit 11:12 Punkten. „Natürlich ist es bitter wenn man so knapp an Gold vorbeischrammt, aber Sebastian hat insgesamt eine wirklich hervorragende DM geboxt. Er kann sehr stolz auf sich und die Silbermedaille sein. Es spricht auch für Sebastians Charakter, dass er nach dem Kampf nicht lange herumgejammert-, sondern seinen Teamkollegen Richard Heil im Finale mit den anderen zusammen super unterstützt hat.“, analysierte Hessen- Jugendwart Peter Firner anschließend.

Bis 70kg stieg der Erbacher Boxer Thomas Ens für den Landesverband Hessen in den Ring. Da hier zwei der acht Teilnehmer zurückgezogen hatten wurden Freilose verteilt. Zum Glück für Hessen erhielt Thomas eines der Freilose und stand somit direkt im Halbfinale. Dort boxte er gegen den späteren Deutschen Meister Bodo Schoelhammer (Köln). Wer gedacht hatte, dass dies ein Spaziergang für den wesentlich kampferfahreneren Kölner sein sollte, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Thomas nutzte seine Reichweitenvorteile geschickt aus und zeigte sich auch in Nahkampfsituationen erstaunlich stabil. Am Ende siegte Schoelhammer knapp mit 8:6 – Thomas Ens hat eine Leistung gezeigt, die ihm vorher gegen diesen Gegner kaum jemand zugetraut hätte. Klasse Thomas. Glückwunsch zur Bronzemedaille!!!

Für die Sensation der Deutschen Meisterschaft sorgte dann Richard Heil aus Aschaffenburg im Superschwergewicht über 86kg. Ebenfalls als krasser Außenseiter in das Turnier gestartet, boxte Richard zunächst gegen den letztjährigen Deutschen Meister Domenic Thiemke aus Berlin. In einem begeisternden Superschwergewichtskampf verlor der Aschaffenburger mit 11:12 nach Punkten. Dies war aber nicht das Ende, da in dieser Gewichtsklasse bis auf die zwei Favoriten alle anderen Kämpfer zurückgezogen hatten. Nicht jedoch Richard Heil, der bei dieser Konstellation die Chance bekam am nächsten Tag den nächsten schweren Brocken zu boxen: Paul Tischer (Brandenburg). Hier sorgte Richard für eine faustdicke Überraschung, fand genau die richtige taktische Einstellung und boxte seinen Kontrahenten klar und deutlich aus. Endstand: 09:04. Am Finaltag kam es dann zur Revanche gegen den Berliner Thiemke. Richard mobilisierte noch einmal alle Kräfte und schaffte in einem dramatischen Kampf mit einem 12:11 Punktsieg die absolute Sensation. Aschaffenburg hat seinen ersten Deutschen Meister. Wahnsinn. Glückwunsch!!! „Im Superschwergewicht waren zwar, nachdem viele Kämpfer zurückgezogen hatten, insgesamt gesehen nicht mehr viele Boxer vertreten, aber die Verbliebenen waren gleichzeitig auch die Stärksten. Das Superschwergewicht war wesentlich stärker besetzt als beispielsweise das Schwergewicht. Dass sich Richard Heil am Finaltag nach zwei vorherigen Boxschlachten noch einmal so mobilisieren und motivieren konnte war schlichtweg sensationell.“, freute sich Peter Firner.

Der Landesverband Württemberg wurde in der Gesamtwertung Erster. Hessen belegte unter den 20 Landesverbänden einen guten achten Platz.

„Unsere gemeinsame gute Arbeit hat wieder zu guten Leistungen und Medaillen geführt. So viele (Gold-) Medaillen wie im letzten Jahr und auch jetzt schon wieder in Berlin hat es in den letzten 10 Jahren nicht einmal annähernd gegeben. Hessen ist sportlich und menschlich auf einem guten Weg.“, zeigte sich auch Sportwart Ulf Rausch begeistert.

Sein Bruder Olaf Rausch ergänzte: „Also ich muss wirklich sagen, dass ich eine solch gute Zusammenarbeit und auch Zusammenhalt in der Vergangenheit nicht erlebt habe. Das gesamte Team hat Hessen richtig klasse repräsentiert. Es hat einen Riesenspaß gemacht.“

Ein großer Dank für die gute Zusammenarbeit in Berlin und ein Riesenkompliment für die hervorragende Arbeit in den jeweiligen Vereinen geht an Jakob Sawazki (TUS Aschaffenburg- Leider), Nikolai Hamm/ Viktor Peter (TSV Erbach), Ronald Leinbach (BC Marburg), Olaf Rausch (ABC Oberursel), Benjamin Romero (TG Hanau) und die Gebrüder Jassmann (TSV Korbach) !!!

Als Kampfrichter zeigte Thorsten Dietrich vom BSV Kassel in Berlin eine sehr gute Leistung – die Punkturteile und Ergebnisse aller Kampfrichter waren insgesamt gesehen absolut korrekt. Variantenreiches Boxen wird mit der neuen AIBA- Software erfreulicherweise wieder mehr belohnt. Die Zeiten der 2:1, 1:0, 3:1 etc. Urteile scheint zum Glück vorbei.

Peter Firner


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