Drei Marburger vertraten Hessen. Viktor Kolvik schied verletzt aus, Ibrahima Diallo wurde nach drei erfolgreichen Kämpfen souveräner Turniersieger.
Stralsund. Der Amateur-Boxverband Mecklenburg-Vorpommern und seine ausrichtenden Vereine BC und PSV Stralsund luden zu seinem traditionellen alljährlichen Ostsee-Pokalturnier ein. "Für den Deutschen Boxverband ist das Ostseepokalturnier ein fester Bestandteil zur Sichtung junger Athleten, die dann einmal, wie sich schon oft gezeigt hat, die Nationalmannschaft würdig vertreten werden", erläuterte der Jugendwart des DBV. Thomas Kross war selbst jahrelang aktives Mitglied des BC Stralsund.
Das dortige Turnier ist traditionell sehr gut besucht, doch dieses Jahr konnte ein Teilnehmerrekord gemeldet werden. Sehr viele Vereine bzw. Landesverbände kamen zum Teil sehr weit angereist, z.B. aus Schweden, Dänermark, Niederlande, Brandenburg (Frankfurt/Oder), Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Baden-Württemberg. Bei 117 Teilnehmern kamen in drei Veranstaltungen 102 Kämpfe zustande. Die Finalkämpfe und die um den 3. Platz wurden am Sonntag für alle Wetkampfklassen auf 3x1min reduziert, um die Teilnehmer früher nach Hause schicken zu können und diese nicht den ganzen 1.-Mai-Sonntag in der Sporthalle verbleiben zu lassen.
Der Marburger Deutsche Meister des Vorjahres Viktor Kolvik wollte das Turnier zur Vorbereitung auf die Endkämpfe der Deutschen Meisterschaften, die in 5 Wochen in Lindow/Brandenburg stattfinden, nutzen. Da aber das Turnier für die 36-kg-Klasse seines Altersjahrgangs 1997 nicht ausgeschrieben war, einigte man sich im Vorfeld auf ein Viererturnier in der 38kg-Klasse des Jahrgangs 1997. In Stralsund angekommen, hatten aber die für diese Gewichtsklasse angereisten Boxer Übergewicht und waren zum Teil auch ein Jahr älter als Kolvik. Dieser sollte so im Halbfinale auf den letztjährigen Deutschen Meister vom gastgebenden PSV Stralsund treffen. Der 15jährige Benno Fuhrmann aus dem gastgebenden Bundesland hätte eigentlich nicht starten dürfen, da er dem nicht ausgeschriebenen Jahrgang 1996 angehört. Zwar sind offizielle Kämpfe gegen Boxer benachbarter Geburtsjahrgänge erlaubt, doch auf dieser hohen Leistungsebene muss wenigstens das Gewicht in etwa stimmen. Da Fuhrmann aber deutlich mehr Gewicht auf die Waage brachte-schon sein größerer Körperbau war offensichtlich und ist er bei den kommenden Deutschen Meisterschaften der Junioren in der 42-kg-Klasse nominiert bzw.qualifiziert-, entsprach der vorgesehene Vergleich keinerlei sportlichen Bedingungen und Kolvik stieg in der Runde "unmotiviert" aus. Des Marburgers Hoffnung, am drauffolgenden Wochenede Samstag beim Ländervergleich Thüringen gegen Hessen in Leinefelde/TH auf einen passenderen Gegner zu treffen, erfüllte sich dann auch eine Woche später.
Die weiteren zwei jungen Marburger Faustkämpfer Albert Berberich und Ibrahima Diallo begleiteten Kolvik und hatten starke Auftritte. In der 34-kg-Klasse unterlag der knapp 12jährige Martin-Luther-Schüler Albert Berberich am Samstag in einem Einlagekampf gegen den Württemberger Nahit Kimoli von Box-Club Villingen-Schwenningen sehr umstritten mit 6:7 Wertungspunkten. Viele Experten und sogar der baden-Württembergische Trainer sahen den Marburger vorne. Tags darauf zeigte Berberich im Schüler-Finale gegen den Wismarer Tim Westfal ebenfalls eine überzeugende Leistung. Hier wurde seine Vortellung endlich gerecht gewertet und Albert erkämpfte sich den verdienten Punktsieg. Beide Kämpfe bestimmte er mit einer starken Führhand, die den Kampf kontrollierte und seine gute Schlaghandgerade erfolgreich vorbereitete.
Ein schöner erster großer Erfolg für den Marburger Nachwuchskämpfer und 3. der vergangenen Hessenmeisterschaften aus Moischt.
Das schwerste Programm hatte der dritte im Marburger Bunde eingesetzte Ibrahimo Diallo. Erst im letzten Jahr begann die Wettkampfkarriere des dunkelhäutigen Marburgers auf eben diesem Ostseepokalturnier. Seitdem ging die Karriere des Theodor-Heuss-Schülers steil nach oben und er konnte in diesem Jahr bereits in der Fortgeschrittenenklasse gegen die Landesmeister der teilnehmenden Bundesländer antreten.
Nach der frühmorgendlichen 6-h-Abfahrt in Marburg war Diallo mittags in Stralsund mit seinem "Hessen-Team" angekommen und musste nach der Waage und der Auslsung bereits am späten Nachmittag erstmals in den Ring. In seiner Turniergruppe waren fünf Teilnehmer über die Waage gegangen. Das Los bestimmte ihn dazu, mit Alexander Paul vom Bundesland Sachsen-Anhalt den letzten freien Halbfinalplatz auszuboxen. Diallo ging auf "Nummer-sicher" und zeigte mit seinen langen Führ- und Schlaghandgeraden nur das Nötigste, um siegreich "über die Runden" zu kommen. Der Marburger bestimmte zwar das Geschehen gegen den Boxer des BC Görzig-Fuhneland, "versteckte" aber noch sein wahres Können um die das Freilos gezogenen Halbfinalgegner zu täuschen. Dies gelang auch tags darauf. Im Halbfinale sah der Coach seines Gegners aus Schleswig-Holstein nach der dominanten ersten Runde des Marburgers keine Chance mehr und warf im Folgedurchgang das Handtuch für seinen Schützling. Maik Grasmück vom AC "Einigkeit" Emshorn fing sich trotz allen Bemühens immer wieder die stechende Gerade des Marburgers ein und musste mehrfach angezählt werden.
Im Finale traf Diallo dann auf den bisher noch unbesiegten Berliner Meister Erwin Mesic. Es entwickelte sich ein "heisses Gefecht", in dem beide ihr Können demonstrierten und auf jede gute Aktion des Gegners eine entsprechende Antwort wussten. Im Verlaufe der zweiten Runde setzte sich aber die wohl bessere Kondition des Marburgers langsam durch. Immer wieder brachte Diallo nach der leichtfüßigen Meidbewegung explosionsartige Gegengeraden ins Ziel, die den Berliner dann im Schlussdurchgang auf die Verliererstraße brachten.
Neidlos musste dieser dann am Ende den Punktsieg seines Marburger Kontrahenten anerkennen und mit ansehen, wie Diallo einen Pokal für den "Besten Kämpfer" erhielt
Unser Bild zeigt die beiden siegreichen Marburger, die das Hessenland im hohen Norden gut vertraten, v.l.: Ibrahima Diallo u. Albert Berberich.
Bericht Ronald Leinbach